Leseprobe

Einleitung

Liegt es am Alter oder an der Lebensweise, dass 10 Jahre wie im Flug vergangen sind. Für den 25. Juli 2013 hatten wir unser One-Way-Ticket in das Land der ewigen Sonne gebucht. Natürlich wussten wir, das es kein Urlaub sein wird. Immerhin hatten wir die Auswanderung über zwei Jahre geplant und während dieser Zeit bereits unsere beiden Wohnungen bezogen und zur Probe dort gelebt.


Astrid und Mohamed waren unsere „Mentoren“, die uns mit Rat und Tat zur Seite standen. „Ana 3aisha henna!“, das war der erste Satz, den ich in Arabisch lernen musste. Andreas musste „Ana 3aish henna!“ sagen, da er ein Mann ist. Es bedeutet, „Ich lebe hier.“, und hilft dir ungemein, bessere Preise zu bekommen. Und natürlich sollte man auch sofort die Zahlen beherrschen, um die Preise lesen zu können.


Ich erinnere mich, wie ich stolz in Luxor Bananen kaufte. Auf dem Schild stand etwas mit 2-0-0. Also habe ich ihm für das Kilo Bananen 20 Gyny (ägyptische Pfund) in die Hand gedrückt und bin ganz schnell gegangen, damit er nicht mit mir diskutiert. In Auto sagte dann Andreas: „Der freut sich heute den ganzen Tag! Das Kilo Bananen kostet 2 Pfund, nicht 20!“ Ich musste also nicht nur die Zahlen lernen, sondern auch, dass kein Komma geschrieben wird.


Freunde, auch das ist ein Stichwort, wo man sich doch länger darüber Gedanken machen muss. Wo hört Freundschaft auf und beginnt Bekanntschaft? Genau das habe ich eine vermeintliche Freundin bei einer Zigarette auf unserem Balkon gefragt. „Ein Freund ist jemand, der mir immer und überall hilft, wenn es möglich ist.“ „Da stimme ich dir voll zu, deshalb sind wir auch nur gute Bekannte, mit denen man Spaß haben kann und nette Abende verbringt!“, war meine Antwort. Und sie nickte. Und es ist wichtig, gute und nette Bekannte zu haben. Richtige Freunde hat man fürs Leben und ich glaube, diese Freundschaften entwickeln sich in gemeinsam gemeisterten neuen oder schwierigen Lebenslagen. Zum Beispiel, wenn man Kinder bekommt oder in eine neue Stadt zieht oder einen neuen Job hat. Oft entwickeln sich Freundschaften mit den Menschen, die in der gleichen Situation sind.


Doch dann fällt mir auch wieder der Vergleich „Der Zug des Lebens“, ein. Es tritt jemand in dein Leben ein, ist eine Zeit mit dir zusammen und steigt dann wieder aus. Man weiß manchmal nicht warum, aber es ist so. Auch damit haben wir in diesen 10 Jahren umgehen lernen müssen.


Vorstellung und Realität sind nicht immer das Gleiche. Manchmal ist es besser, manchmal werden einem die Augen geöffnet. Unser grober Plan war ja, erst einmal die Sprache zu lernen, dann das Land zu bereisen und dann zu überlegen, was wir machen wollen. Doch das hat ja überhaupt nicht funktioniert.


Ein Jahrzehnt leben wir jetzt in einer anderen Kultur, auf einem anderen Kontinent. Das ist für mich Grund genug, mal alles Revue passieren zu lassen. Und weil heute doch viele Menschen mit dem Gedanken spielen, auszuwandern, schreibe ich unsere Erfahrungen einfach mal auf. Aber natürlich kommen auch unsere persönlichen Dialoge nicht zu kurz. Denn jeder, der uns kennenlernt, sagt nach spätestens einer Stunde: „Bei euch braucht man kein Kino. Wo ist das Popcorn?“ 

Neugierig geworden? Ab 25.07.2023 hier erhältlich!

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