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Tagesrückblick

Astrid Stiefel • Jan. 01, 2023

Tagesrückblick

Wen wundert es, wenn ich behaupte, ein Jahresrückblick ist wirklich zu undetailiert. Ich denke jetzt nur an meine Rückreise von Deutschland und hoffe, dass dieses Kapitel meines Lebens knackig zusammengefasst werden kann.

Ein Deutschlandaufenthalt ist immer damit verbunden, die Sachen, die es in der Wahlheimat nicht gut oder sehr teuer gibt, zu kaufen. Außerdem habe ich keine Bücher mehr und das eine oder andere Mal verkaufe ich ja auch meine Lebensgeschichte, deshalb habe ich schon einen Koffer dazugebucht. Gut, Koffer nicht direkt sondern Tauchgepäck, da es kein Sondergepäck für Bücher gibt und dieser viel günstiger ist.


Dann habe ich für Andreas Fitflops gekauft, und weil sie im Sonderangebot waren gleich in drei Varianten. Katharina gibt mir von Ihrem letzten Aufenthalt noch zwei große Umpack Spülmaschinentabs mit, je 135 Stck., weil die im Angebot waren und in Ägypten wirklich teuer sind. Im Supermarkt rechnen viele die Preise zusammen,  ich wie immer die Kilos . Und dann komme ich bei meiner Mama an und packe meinen Koffer.


Erst einmal die Schuhe aus dem Karton, der nimmt zu viel Platz weg. Dann steht da noch ein weiterer Karton. Ach ja, in meiner Anwandlung habe ich 24 Dosen Weißbier bestellt, weil ich ja auch Weißwürste mitnehmen wollte. Die haben jedoch keinen Platz mehr – wegen Spültabs. In jeden Schuh kommt eine Dose Weißbier, eine Kiste Tabs und ein Kilo Kaffee. Schon ist die Seite mit dem Reißverschluss voll.


Auf die andere Seite wird mit Schinken, Wienerle, Fleischwurst, Kaffee, Tabs, Leberwurst und Matjes Tetris gespielt, bis nix mehr wackelt. Die Lücken werden mit Weißbierdosen und Kulturbeutel gefüllt. Es sitzt alles perfekt. Ich schließe den Koffer, brauche nicht einmal die Vergrößerung und wiege ihn. Wir haben immer eine Kofferwaage im Gepäck. 27 KG zeigt diese. Aha, 7 zu viel. Ich frage Andreas, was ich machen soll. 5 kg Übergepäck dazubuchen kostet 49 Euro. Oder doch Tabs und Kaffee ins Handgepäck, dafür Klamotten in den Koffer? Ja, alle meine Kleidung passt wunderbar in den Handkoffer. Er meint, ich soll das machen, wären sonst teure Spültabs. OK. Den perfekt gepackten Koffer öffnen, Tabs und Kaffee raus, das sind 3,5 kg. Pulli und Hose in das entstandene Loch. Tabs haben nicht im Handgepäck Platz. Pardon, die Tabs schon, aber nicht in dieser Kiste, die zur Hälfte eh mit Luft gefüllt ist. Also Kiste öffnen, Spülreiniger in den Handkoffer schütten, Kaffee daneben und Reißverschluss zu machen, damit nix mehr aus dieser Hälfte des Koffers fallen kann. Ich wiege den großen Koffer und – 27 KG. Irgendwie habe ich jetzt nur Bäumchen wechsle dich gemacht und dafür schlechter gepackt.


Also hole ich mein Handy und beginne, Übergepäck zu buchen. Bis 8 Stunden vor Abflug geht das, theoretisch. Praktisch bleibt der Buchungsbutton grau. Also rufe ich bei Condor an.

Da geht die Maschine an. „Wenn Sie einen Flug ändern oder stornieren wollen, drücken Sie die 1; wenn Sie einen VIP Service buchen wollen, drücken Sie die 2.“

Ich drücke die 1. „Um Ihr Anliegen schnell bearbeiten zu können, sagen Sie uns bitte, was wir für Sie tun können.“, spricht der Automat. Ich sage: „Übergepäck“.

„Übergepäck können Sie bis zu 8 Stunden vor Abflug über unser App oder unsere Webseite buchen. Kann ich sonst noch was für Sie tun?“

Ich schaue entsetzt in mein Handy, als ob ich jemanden entdecken könnte. Schnell sage ich: „Operator!“, irgendwie fällt mir kein anderer Name für den Menschen ein.

„Wie bitte, ich habe Sie nicht verstanden. Können Sie einen anderen Ausdruck wählen?“

„Mitarbeiter!“, jetzt hats geklingelt.

„Um Sie mit dem passenden Mitarbeiter verbinden zu können, sagen Sie mir bitte das Anliegen.“

Ich werde wahnsinnig. Also rufe ich nur noch „Mitarbeiter, Mitarbeiter, Mitarbeiter!“, bis auch der Automat so genervt ist, dass er endlich sagt: „Ich verbinde Sie jetzt mit einem Mitarbeiter. Zur Sicherung unserer Qualität zeichnen wir die Gespräche auf. Wenn Sie damit einverstanden sind drücken Sie die 1!“


Ich drücke gar nichts, denn ich habe Angst dann wieder in der Warteschleife am Anfang zu landen.

Es knackt in der Leitung und eine sonore Männerstimme sagt: „Dieser Anruf kostet Sie im Deutschen Festnetz nur 29Cent. Ihre voraussichtliche Wartezeit ist eine Minute. Na Licht am Tunnel.


Jetzt geht ein Mensch an den Apparat. Man erkennt das sofort, denn keine Bandaufnahme hat so einen starken tschechischen Akzent. Nach dem er seine Begrüßung runtergeleiert hat und ich meinen Wunsch geäußert habe meint er: „Das können Sie bis zu 8 Stunden vor Abflug online buchen!“


Ich bekomme Schnappatmung und schreie förmlich ins Telefon: „Kann ich nicht und deshalb spreche ich schon seite 10 Minuten mit einem Band. Ich möchte das jetzt buchen. Geht das?“

„Selbstverständlich.“


Gut. Jetzt kommt mir aber eine andere Idee. „Entschuldigung, was kostet ein Upgrade auf Business?“

Er schaut im System und meint 100 Euro. Ich überschlage kurz: 10 kg mehr Gepäck, Essen und Trinken frei, freier Mittelplatz und schnelles einchecken, was mit einem Leihwagen und 3 Koffern mit Handtasche gar nicht so verkehrt ist. „Nehme ich.“, entscheide ich.

„Dann muss ich Sie zu einem Kollegen verbinden, das kann ich nicht.“ OK, tatsächlich verbindet er nicht nur, sondern hat auch alle meine Angaben, die ich machen musste um mich zu authentifizieren, weiter gegeben. Ich werde direkt mit Namen angesprochen, wieder mit starkem Akzent. Doch jetzt kostet das Upgrade 150€. Mir egal, wird gebucht.

„Dann brauche ich eine Kreditkarte.“

Prima. Meine ist abgelaufen. Also muss ich den Anruf abbrechen und mir erst einmal von Andreas die nötigen Daten geben lassen. Aber beim nächsten Anruf weiß ich, dass ich auf  „2“, VIP Service, drücken muss.


Euphorisch, jetzt noch 3 KG über zu haben, fahre ich los und kaufe noch die fehlenden Weißwürste für uns und Schokolade für meine ägyptischen Schüler, die mir auch immer was schenken.


Der Rückflug


Wie geplant, fahre ich morgens mit dem Leihwagen bis zum Terminal um erst einmal die beiden großen Koffer los zu werden. 15 Minuten kann ich kostenlos parken. Ich stürme muß natürlich ans Ende des Terminals. Hoffentlich ist der Schalter schon geöffnet, immerhin ist es drei Stunden vor Abflug. Es ist wirklich schon eine Schlange da. Und der Schalter nicht besetzt. Ich frage eine Mitarbeiterin, ob ich mein Gepäck bei ihr lassen könnte, um den Wagen zurück zu bringen. Sie meint nein. Ich erinnere mich an meinen Hinflug, wo mein Koffer eine Stunde allein im Duty free stand. Hier hat mich schon die Durchsage begrüßt „Der Inhaber des blauen Gepäckstücks wird gebeten, dieses sofort abzuholen!“.


Ungeduldig und dann auch unfreundlich meine ich zu der Mitarbeiterin, die nur ihren Job macht, für was ich Business buche, wenn ich jetzt nicht einchecken kann. „Warum? Hier ist doch der Schalter und Sie müssen überhaupt nicht warten!“

Kleinlaut bedanke und entschuldige ich mich, weil ich vor lauter Menschen die beiden besetzten Schalter nicht gesehen hab. Stolz hebe ich den Koffer auf die Waage. Der Mitarbeiter schüttelt den Kopf und meint: „Das sind 35 kg!“ UPS! Es sind doch nur 50 Stück Weißwürste je 80 Gramm, ein Glas Senf und 10 Tafeln Schokolade dazugekommen! Er weckt mich aus der Schockstarre und fragt, wie viel KG das Tauchgepäck hätte. Laut meiner Waage 28, aber der traue ich jetzt nicht. Ich hieve den Koffer hoch. Tatsächlich stimmt das. Er schlägt vor, die Betitelung der Koffer zu tauschen, da bei Tauchgepäck 32 KG erlaubt sind. Ob ich Batterien oder Sachen drin hätte, die kaputt gehen könnten? Nur 2 Dosen Weißbier in den Außentaschen und 35 Bücher mit 2 Tarnflossen, aber das denke ich mir nur und schüttle mit dem Kopf. Er fragt nocheinmal: „Sicher?“ Ich bestätige noch einmal. Er zückt die Banderolen um die Koffer und ich bin verzückt. „Wo ist Ihr Handgepäck?“

„Im Auto! Alles zusammen war zu schwer!“ Er schiebt meinen Pass zur Seite und meint, ich solle den holen, er müsste diesen wiegen. Ich nicke und eile zum Auto, um ihn zurück zu bringen. Immerhin darf ich nur 29 Minuten überziehen, sonst zahle ich einen Tagessatz Strafe. Die Kilometer habe ich leider schon überschritten, aber weniger als ein Tagessatz, sonst hätte ich verlängert.

Die Autorückgabe verläuft wirklich problemlos und mit Handkoffer und Handtasche mache ich mich auf den Weg, um fertig einzuckecken. Ich bin wirklich froh, diese Strecke nicht mit den Koffern zurücklegen zu müssen. Es ist immer noch viel los und der Businessschalter fertigt jetzt auch Economy ab. Ich gehe vor und komme direkt nach dem nächsten Kunden dran. Jetzt hat doch der Handkoffer auch 12 kg! Verdammt, die Schulbücher, die ich nicht genutzt habe, und das Buch von der englischen Queen, was ich von meiner Mama für Andreas ausgeliehen habe und die Fotoalben, die ich zu Weihnachten bekommen habe, sind einfach zu schwer. Ich nehme diese in die Handtasche und schon passt es.


Geschafft. Jetzt nur noch durch den Zoll. Siedend heiß fällt mir ein, dass ich Makeup und Parfum im Handgepäck habe, weil ja die Kosmetiksachen keinen Platz mehr hatten. Ich habe keine Zipp-Tüte, so wie der Mann vor mir. Ich warte ab. Wider Erwarten möchte niemand mein Handgepäck sehen. Ich bin drin! Endlich kann ich den Pulli, die Jacke, den zweiten Pulli und den Schal ausziehen. Das sind nochmal 3 KG, die ich nicht mehr in den Koffer brachte. Und weiter zum Duty free. Für Silvester muss ich Tequilla mitbringen.


Die Ankunft


Der Flug ist klasse. Alle, die etwas älter sind, erinnern sich, wie der Service früher war. Und das mußt du dir heute kaufen, in dem du Business buchst. Ein Prosecco für den Start? Einen Wein zum Essen? Etwas Kaffee zum Gebäck? So war das früher für alle. Und tatsächlich denke ich, 150 Euro ist mir das Wert.


So, bei der Einreise sind jetzt noch diverse Hürden zu meistern. Erstens habe ich Bier im Koffer, was nicht erlaubt ist. Zweitens habe ich nicht nur Tequilla gekauft, sondern auch einen Williamsbrand für uns, was wohl auch nicht erlaubt ist. Drittens habe ich ja mein Residenzvisum verloren und nur ein unscharfes Bild vom Bild des Securityofficers gemacht, der sich dass netterweise vom Passamt hat schicken lassen. Damit muss mich niemand reinlassen. Also packen wir es an.


Ich gehe zielstrebig an allen Reisenveranstaltern vorbei die als neue Taktik, um das Visum teurer zu verkaufen, laut rufen: „Alle Deutschen bitte hier her!“ Meiner Meinung nach muss sich aber keiner Vorwürfe machen, der diesen Service in Anspruch nimmt. Immerhin bekommt er da alles in Deutsch erklärt. Und viele sprechen oder wollen keine Fremdsprache sprechen.

Ich stelle mich an einer kurzen Schlange am Schalter für den Ausreisestempel an. Als ich dran bin und mein Anliegen erkläre, schüttelt er nur mit dem Kopf. Ich versuche ihn weiter, zu überzeugen. Er meint, ich muss zu Schalter 2, da sitzt der Chef. OK, ich gehe an Schalter 2 und bleibe vorne direkt stehen, entschuldige mich bei der Dame, die jetzt dran wäre und gehe zum Beamten mit meiem Anliegen. Er schaut sich das Bild an und meint, da könne er nichts erkennen. Ich mache es größer, wodurch es noch unschärfer wird. Also wieder kleiner. Ich zeige ihm, wo man den Anfang vom Namen lesen kann, das Datum und gebe zum Beweis noch meine Arbeitserlaubnis hin. Er grinst mich an und meint: „happy new year!“ und gibt mir den Einreisestempel. Ich liebe Ägypten.


Jetzt zum Kofferband. Im Gegensatz zu Deutschland, wo am Düsseldorfer Flughafen alle am Tag vor Weihnachten eröffnet bekamen, dass sie ihren Job verlieren und niemand mehr gearbeitet hatte, verliert hier niemand seinen Job und deshalb arbeiten auch alle. Nach 15 Minuten habe ich beide Koffer auf meinem Kofferwagen, der hier nichts kostet. Jetzt fahre ich zum Ausgang und muss natürlich alles auf das Band legen und natürlich alles aufmachen.


Ich öffne den großen Koffer und zeige die Tabs, die Wurst, den Schinken und frage, was er sucht. Das weiß er auch nicht und fragt seinen Kollegen. Der meint alles anschauen. Also hebt er Lückenfüller Hose und Puli hoch und die Würste. Ach ja, da war ja noch das Weißbier. Er schaut sich das an und fragt mich, warum ich es mitbringe. Ich sage ihm, dass das Bier zu den Würsten gehört. Aha. Er macht den Reißverschuss auf mit weiteren sechs Bieren in den Schuhen. Jetzt holt er doch seinen Chef. Der kommt und meint : „Birra mafish mushkella!“, Bier ist kein Problem. Gut, wir legen die Weißwürste und Schokolade wieder drauf, machen gemeinsam den Koffer zu. Ich will gehen, da sagt er, den nächsten Koffer. Da sind ja nur Bücher drin. Mein selbstgeschriebenes Buch. Das Bild von mir ist als Cover. Er holt wieder den Vorgesetzten. Der meint, was ich mit den Büchern will? Ich sage ihm, dass ich einen Bookshop habe und die da verkaufe. Die müsse ich verzollen. Ha, das letzte mal wollte ich die verzollen, da sagta man uns, wir bräuchten eine Übersetzung. Heute fragt er mich, was der Titel bedeutet. Ich erkläre ihm, dass ich darin schreibe, wie ich die typische deutsche Weißwurst nach Ägypten bringe. Na so wie heute.


OK, er wird nicht die Bücher verzollen, sonder nur das Papier. Wieviel Kilogramm Papier ich da hätte. Wir einigen uns also auf 25 KG Papier. Und ich bin dankbar, denn das Finanzamt möchte genau das sehen. Langsam bekommen wir das alles hin.

Jetzt soll ich natürlich in ägyptischen Pfund bezahlen. Ich gehe zum ATM und versuche meine ägyptische Karte. Plop – weg ist sie und ich bekomme einen Beleg darüber. Ich versuche die deutsche Karte. Die will er auch nicht. Ich versuche die nächste Karte, Software Problem. Also nächster Automat. Und dann gewinne ich!

Happy gehe ich zum Beamten, der mir ordentlich eine Quittung ausstellt und nach 1,5 Stunden verlasse ich den Flughafen, wo mein Fahrer schon lange wartet.

Happy New Year!

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