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Spontan ist oft am besten

Astrid Stiefel • Nov. 16, 2022

Nicht geplant - aber gelungen

Es gibt so Situationen im Leben, die weiß man, dass sie kommen, trotzdem verschiebt man die Planung auf den letzten Augenblick. Jedes Jahr die Panikkäufe für Weihnachten, das last Minute-Geschenk für den Hochzeitstag (oder man vergisst ihn, wie ich) oder die Organisation vom Geburtstag, meist den eigenen.
Gefragt hat mich Andreas schon vor einiger Zeit. „Was willst du an deinem Geburtstag machen?“
„Nichts!“
„Gar nichts?“
„Wir gehen schon auf das Konzert 2 Cellos, das ist doch mein Geschenk!“
„Ja aber an deinem Geburtstag?“
„Fahren wir ins Tauchcamp und übernachten da?“
„Ich muss am nächsten Tag früh raus, nach Luxor. Wollen wir einen Tag aufs Boot?“
„NEIN! Ich kann keinen Kartoffelsalat mit Fleischpflanzerl (Frikadellen) mehr sehen! Vielleicht Strand?“
„Und wer soll mitkommen?“
Der Plan, in unserer privaten Gruppe zu fragen, ist dann irgendwie in Vergessenheit geraten. Bis es dann zwei Tage vor dem Geburtstag ist. Da hätte ich spontan Lust auf Räucherlachs und frage deshalb in unserer privaten Spaßgruppe: „Wer hat Lust auf Lachsfrühstück auf unserer Dachterrasse?“
Nun, kurzfristig und unter der Woche hat zur Folge, dass diejenigen, die Zeit haben bereits verplant waren, ab einem gewissen Alter ist spontan nicht mehr so gefragt; und die anderen dummerweise arbeiten müssen, ist halt noch nicht das allgemeine Rentenalter.
Andreas sieht das Dilemma und schreibt mich privat an. „Komm, wir machen uns auf Mahmyaa einen schönen Tag!“ Da bin ich dabei und eine gute Freundin, die eher zu den stillen gehört, dafür sehr verlässlich und der egal ist, ob Lachsfrühstück oder Strand, eine, die gerade hier in Hurghada ist und selber zwei Tage später Geburtstag hat und ein Ehepaar, die wir gerade bei ihren Auswanderungsplänen begleiten. Eine bunte, kleine Gruppe, die sich nicht kennt.
Einen Tag vorher habe ich noch morgens und abends Unterricht. In den Freistunden hat Andreas mir eine El Gouna Tour angenommen. Als ich kurz vor 9.00 Uhr zum Privatunterricht meiner vier Mütter komme, sitzen diese schon im Garten des Kulturzentrums. Ich begrüße sie und meine, ich gehe schon in den Klassenraum und bereite alles vor. Sie sollen pünktlich kommen.
Es wird 9.00 Uhr und ich höre sie im Treppenhaus schnattern – und warte, dass die Tür aufgeht. Gefühlt zu lange mache ich die Tür auf und meine: „Wollt ihr noch reinkommen oder den Kurs im Treppenhaus machen?“ Erst jetzt realisiere ich einen Geburtstagskuchen, Luftballons und Frauen, die sich wie pubertäre 13 Jährige benehmen und auf Deutsch ein Geburtstagsständchen singen.
Sie wissen, dass es ein Tag vor meinem Geburtstag ist, aber da hätten wir keinen Kurs, deshalb wird heute gefeiert. In meiner Sprache werden mir Glückwünsche gesagt und zu letzt kommt die vierte Teilnehmerin und liest vom Handy ab: „Ich bin schwanger!“ Jetzt gratulieren wir alle ihr, setzen uns an den Tisch, essen Kuchen und bekomme auch noch von jedem ein Geschenk. Ich bin wirklich platt.
Ein bisschen machen wir auch noch Deutschunterricht, bis mein Chef mich fragt, ob ich länger bleiben könnte, wegen Prüfungen. Klar, das weiß er auch erst seit heute. Doch da Andreas frei hat, bitte ich ihn, mit dem Scooter zu mir zu kommen, das Auto zu holen und die El Gouna Tour selbst zu machen.
Ich bleibe den ganzen Tag in der Schule. Der Abendkurs endet erst um halb 10, deshalb frage ich Andreas, ob er mir wieder das Auto bringt, ich habe nämlich keine Jacke dabei und es wird abends schon kühl. „Oh, ich bin schon fast zu Hause!“
Na gut, als ich nach dem Kurs rausgehe, ist es noch angenehm, so dass ich mit Scooter ohne Jacke fahre. Ich liebe das Nachtleben vom Zweirad aus zu beobachten. Die Lichter, die Menschen am Straßenrand oder auf der Straße und – krach knirsch. Das hört sich nicht gut an. Irgendwas schabt am Reifen. Da ich keine Lust habe, im Dunkeln in der Wüste mit einem defekten Motorroller stehen zu bleiben, nutze ich den nächsten U-Turn und parke den Scooter dort. Ich hole ein Taxi und auf dem Weg nach Hause informiere ich Andreas.
„Einfach auf der Straße stehen lassen?“
„Wer klaut schon einen kaputten Roller?“
„Ja aber da ist Parkverbot! Er wird abgeschleppt!
„Quatsch!“, sage ich lachend. Meist wird nur eine Kralle an ein Auto gemacht, damit man Geld kassieren kann. Ich bin ziemlich optimistisch. Zu Hause setze ich mich zu Andreas vor die Glotze und lasse mich auf einen Krimiabend ein.
Mitten im erforschen, wer denn nun der Mörder sein könnte, öffnet sich die Tür und Andreas kommt mit einem Strauß Baccara-Rosen rein. Er stimmt Happy Birthday an und ich bin vollkommen perplex. Ich schaue zu ihm, auf die Rosten und langsam dämmert es mir! Die Uhr zeigt Mitternacht, mein Geburtstag. Wunderschöne Blumen, die er heute geholt hat. Na, da konnte er doch froh sein, mein Auto zu bekommen, auch wenn er dafür einen halben Tank verfahren musste, da wir kurz vor El Gouna wohnen!
„Zähl die Rosen!“
„14?“
„Ja! Du weißt, warum?“
Au weh. Natürlich weiß ich es nicht. Mit Mühe bekomme ich zusammen, dass wir bereits seit 15 Jahren ein Paar sind. Habe ich mich verzählt. Nein, es sind 14. Als Hinweis bekomme ich den 50. Geburtstag, an dem ich zuletzt für jedes Jahr eine Baccara Rose bekommen hatte. Die sind hier in Ägypten wirklich noch teurer als in Deutschland. Da hätte er mir gesagt, wie in Zukunft meine Rosenanzahl berechnet werden würde. „9 für die Jahre?“ „Ja, du bist schon nah dran! Und weiter????“ „Ah, die Quersumme!“, sage ich stolz, da ich da auf 14 komme. „Nein, für jedes Jahrzehnt eine Rose und für jedes Jahr eine!“ „Das ist das selbe wie die Quersumme!“
Ok, Mathematikstunde beendet. Der Duft verbreitet sich langsam im Raum und wir sehen uns noch den Krimi fertig an.
Am nächsten Tag geht es morgens los. Wir holen eine Freundin ab. Als wir auf den Parkplatz vorfahren, erkennen wir schon die Autos der anderen, wir sind also die letzten. Es wird gratuliert und ich bekomme eine Flasche Sekt, gekennzeichnet von Mahmyaa, da das Mitbringen von eigenen Speisen und Getränken nicht erlaubt ist, und eine Linzer Nusstorte. Das ist ja klasse, da bekomme ich ja doch meinen Sekt zum Frühstück. Zum knabbern bestellen wir uns tomatisierten Schafskäse und Babaganoug mit Brot dazu.
Tatsächlich haben sie sogar Sektgläser auf der Insel und wir stoßen um 11.00 Uhr auf das neue Lebensjahr an. Eine bunte Truppe, die sich jetzt kennen lernt, hat viele Gesprächsthemen. Es wird geplappert, getrunken, gegessen und gelacht. Wir können gar nicht so schnell schauen, wie auch der Kellner das Zeichen gibt, dass unser Mittagessen in der Lounge serviert ist.
Ein herrlicher Blick auf das türkisfarbene Meer begeistert uns alle immer wieder. Shrimps mit Pasta, vegetarische Pizza und weil der Sekt so lecker war, wird noch eine Flasche spendiert.
Nach dem Essen sind wir müde, aber die neue Flasche muss geköpft werden. „Aber die trinken wir Mädels jetzt im Wasser!“ Genau – es wäre auch gar nicht kalt. Sekt in der Hand und ins blau damit. Aber nur bis zum Knie, na ja, bei Maria bis zum Bauch, da sie so klein ist.
Es ist doch kalt! Maximal 24 Grad! Wir stellen die Gläser wieder draußen ab. Jetzt meint Erika, wir gehen jetzt richtig ins Wasser. Also gut! Anlauf und rein in das kalte Nass, was jetzt auf einmal viel wärmer erscheint. Als wir wieder rausgehen, kommen die anderen auch drauf, ins Wasser zu kommen, also wieder rein. Wir fühlen uns wie Teenager und lachen laut, spritzen uns an und trinken vergnügt in der Sonne beim Trocknen den restlichen Sekt.
Wir sind alle in einem Alter, in dem man viel erlebt hat und in dem man auch schon einige Freunde und Bekannt beerdigt hat. Und genau deshalb werden solche Momente von allen sehr genossen.
Bei der Heimfahrt mit dem Boot wird noch ein Wettbewerb gestartet, wer die schönsten Sonnenuntergangsbilder schießt und um 17.00 Uhr verabschieden wir uns.
Erika fährt mit uns nach Hause. Aber vorher müssen wir noch den Scooter zum Mechaniker bringen. „Hast du David angerufen, ob er da ist?“ „Klar! Hast du den Scooterschlüssel heute morgen mitgenommen?“ „Klar!“
Wir fahren zum U-Turn. Andreas beginnt wieder mit seinem Pessimismus. „Der Scooter ist bestimmt geklaut oder abgeschleppt!“ Ich schüttle nur mit dem Kopf. Doch als wir am U-Turn stehen werde ich gaaaaanz leise. Kein Scooter da. Langsam fährt Andreas an der Straße vorbei, an dem gestern noch unser Motorrad stand. „Wusste ich es doch. Da darf man nicht parken, dann wird es abgeschleppt!“ „Ok, ich werde morgen auf die Polizei gehen und es holen. Reg dich nicht auf.“ Er fährt langsam weiter. Es kommt die nächste Möglichkeit zu wenden. Warum ist Andreas eigentlich nicht beim ersten Turn heimgefahren? Und war es nicht der Platz, der jetzt kommt? Laut spreche ich meine Vermutung aus. „Oh, ich bin mir nicht sicher. Aber vielleicht kommt der U-Turn jetzt erst! Ah schau, da steht er doch!“
Tatsächlich habe ich die Abzweigungen verwechselt. Ich steige aus und will rückwärts schieben. Da kracht es. Ich schaue an den Vorderreifen und entdecke, dass das Schutzblech aus Plastik gebrochen ist und auf dem Reifen schleift. Ich versuche es abzumachen. Andreas hilft. Das Tachokabel löst sich dabei auch. Aber er fährt. Also, ab zur Reparatur. Wir lassen das Gerät bei David. Ich werde es am nächsten Tag abholen.
Jetzt heim, Shisha rauchen und den Tag ruhig ausklingen lassen. Die vielen Glückwünsche über die Sozialen Netzwerke markieren oder kommentieren. Meine Mama noch anrufen, da sie immer die falsche Nummer wählt, wenn sie mich erreichen will. Meine Tochter hat jetzt auch Zeit und ich quatsche mit ihr. Die Schwägerin ruft an, immerhin hat Deutschland jetzt eine Stunde früher zu uns und gratuliert. Dabei fällt auf, dass wir vergessen haben, dass ja auch unser Enkel am selben Tag Geburtstag hat. Andreas und seine Schwester machen einen Gruppen-Chat mit Christian auf, um dem Enkel auch zu gratulieren. Da höre ich unsere Haustürklingel. Ich lasse Andreas mit seiner Familie allein und öffne. Die Tochter unserer Nachbarin ist gerade mit Freundin hier im Urlaub. Sie gratulieren und bringen ein Geschenk, auch von Mama und Papa. Ich bin zwar schon in meiner Galabea, aber damit bist du immer gut angezogen. Rein mit euch jungen Dingern. Natürlich sagen sie nicht zu einem Glas Wein nein. Beide rauchen auch, also wollen wir auf den Balkon. „Wir dachten, ihr seid in Deutschland, weil ihr nie Licht hattet oder auf der Dachterrasse ward!“
„Da sind wir nur mit Gästen. Sonst hier auf dem Balkon!“ Auf dem Weg dorthin klingelt es nochmal. Michael kommt, unser Freund, der das Haus gebaut hat, in dem wir gemeinsam wohnen. „Jetzt wird der Balkon zu klein, also ab auf das Dach!“ Andreas hat sein Familientreffen beendet und stößt auch dazu. „Dann mach ich mir noch eine Shisha!“
Auf dem Dach geht es jetzt halb englisch, halb deutsch mit interessanten Themen weiter. Nach zwei Flaschen Wein, einer Packung Zigaretten und einer Shisha muss Michael gehen, die Mädels noch nach El Gouna und wir – ins Bett. Den letzten Glückwunsch habe ich noch als Mail gelesen, von meiner Schwester. Vielen Dank und für dich den Tag hiermit zusammengefasst!
Ich liebe solche Tage, die vollkommen ungeplant einfach geschehen. Danke an alle, die mit mir gefeiert, mich angerufen oder angeschrieben haben. 


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