von Astrid Stiefel
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26. September 2025
Ich dachte wirklich, dieses Wort wäre geläufig. A ber M einer I st G anz A nders! Es ist eine Rechtfertigung der Frau über ihren Partner in einer „ungleichen“ Beziehung. Ich bin bekannt für meine direkte und gleichzeitig undiplomatische Art, Sachen beim Namen zu nennen. Manchmal erscheint das dann für Betroffene verletzend, warum man mich oft als empathielos beschreibt. Deshalb kann es natürlich sein, dass ich dieses sensible Thema, wo es um Gefühle geht, unsensibel beschreibe. „Getroffene Hunde bellen!“. Also, wer sich hier angegriffen fühlt, sollte einfach mal versuchen, die Perspektive zu wechseln! Was heißt "ungleiche" Beziehung für mich? Eine Beziehung, deren Partner offensichtlich nicht in gleicher Augenhöhe sind, sondern einer durch diese Beziehung einen deutlichen Vorteil hat und diesen auch ausnutzt. In Ägypten ist es häufig die Frau. Salopp gesagt, kann man im Flugzeug schon ausfindig machen, welche alleinstehende Frauen zu ihren „Ehemännern“ nach Ägypten fliegen. Diese Beziehungen bestätigen dann auch die Klischees - Alle Ägypter lieben dicke, ältere Frauen – Alle Frauen suchen Sex. Die Apotheken verkaufen besonders an junge Männer Potenzmittel, weil auch die lieber mit jungen, attraktiven Frauen im Bett sind. Alleinstehende Frauen, die einfach nur Urlaub machen wollen, werden oft angebaggert, weil sie vermeintlich in das Klischee passen. Traditionelles Ägypten Ich fühle mich in Ägypten so wohl, weil hier die Welt für mich noch in Ordnung ist. Familie wird groß geschrieben, es ist selbstverständlich, dass die Mütter sich um ihre Kinder kümmern aber die Kinder auch um ihre Eltern. Ich bin ziemlich konservativ, was auch zu Diskussionen mit meinen Kindern führt. Als Frau möchte ich einen Partner haben, mit dem ich mich mindestens auf Augenhöhe unterhalten kann. Für mich ist es sogar so, dass mein Partner in einigen Dinge besser sein muss als ich. Als Frau möchte ich mich geborgen und beschützt fühlen. Ungleich wegem zu hohen Altersunterschied Wenn ich älter bin, habe ich mehr Lebenserfahrung. Schon alleine aus der Lebensweisheit ist es eine ungleiche Basis bei einem so großen Altersunterschied. Ist die Frau doppelt so alt oder mehr als ihr Partner empfinde ich das als geschmacklos, ja eklig. Wenn ich diese Paare am Strand oder im Restaurant sehe, bin ich immer geneigt zu fragen, ob die ägyptischen Pflegekräfte günstiger sind als die polnischen. Nichts gegen Lebenslust im Alter. Nichts gegen fun. Aber leider glauben 90% dieser Frauen, es wäre die große Liebe. Das Problem ist einfach, dass wenn sich das Herz einmal entschieden hat, das Gehirn nicht mehr dagegen sprechen kann. Deshalb wird auch kein Argument ankommen. Da heißt es nur, abwarten. Doch eines ist sicher. Die Ägypter haben mehr Geduld! Jetzt kommt bestimmt der Einwand: Aber wenn sich ein alter Mann mit einer jungen Frau schmückt, dann sagt niemand was. Tatsächlich empfinde ich da keine so große Abneigung, denn es entspricht einfach mehr dem Grundsatz, eine Frau ist jünger, wird beschützt, sie fühlt sich ernst genommen, und Geld macht sexy. Aber eine ernste Liebe ist auch das in meinen Augen nicht. Beruflicher Stand Wenn die Frau deutlich älter ist, hat sie meist auch im Leben schon was erreicht. Entweder sie hat erfolgreich die Kinder ins Leben begleitet, vielleicht ihre Eltern, Karriere gemacht oder die Welt erkundet. Lieschen Müller, die den Einkaufsbummel in der nächsten Großstadt als Fernreise empfindet, fliegt nicht alleine nach Ägypten. Das sind schon selbstbewußte Frauen. Natürlich kann auch ein 30-jähriger schon seinen Weg gemacht haben. Doch meist sind es die Kellner, Wäscheboys oder Taxifahrer, die die Frauen umgarnen. Nein, nicht das für mich ein richtiger Arbeiter weniger wert wäre, aber aus der Sicht einer Partnerschaft und unter dem Aspekt des deutlich höheren Alters stelle ich mir schon die Frage, warum diese Frauen nicht einfach dann jemanden aus der Putzkolonne vom Büro oder dem jungen Kellner aus der Eisdiele schöne Augen machen. Der Unterschied ist, sie werden hier bezirzt! Das können die Männer in Deutschland nicht mehr. Finanziell gleiche Augenhöhe Der Mindestlohn in Ägypten beträgt derzeit etwa 6000 LE. Durch Trinkgeld kann das Gehalt gut aufgepeppt werden. Ich komme aus der Gastronomie, ich habe auch vom Trinkgeld gelebt. Trotzdem wird sich der Ägypter weder ein Steak bei Charlys leisten können, noch einen Cocktail in der Caribbean Bar. Es herrscht somit ein finanzielles in Ungleichgewicht. Und der Stolz eines Mannes, besonders in Ägypten, würde es niemals zulassen, dass eine Frau bezahlt! Nun, dann geben die Frauen dem Mann das Geld, damit er wenigstens sein Gesicht vor Freunden wahren kann. Pauschalisiert: Jeder Rentner in Deutschland hat mehr, als ein ägyptischer Arbeiter. Wenn der Partner so ein finanzielles Ungleichgewicht zu mir hat, dass ich mir überlegen muss, was er sich überhaupt leisten kann, dann ist das doch für beide kein gutes Gefühl. Normalerweise möchte man weder ausgehalten werden, noch immer für beide bezahlen. Übrigens, die Menschen, die ich heute in mein Privatleben lasse, sind auch finanziell unabhängig, was nicht gleichzusetzen ist mit reich. Das sind wir nämlich auch nicht. Aber man kann leben, ohne auf jeden Cent achten zu müssen. Es gibt genügend, die nur aus Vorteilsnahme den Kontakt zu jemanden suchen. Jeder erfolgreiche Geschäftsmann wird mir das bestätigen. Das werden schnell "toxische" Beziehungen, was ich bereits in Deutschland erlebt habe. Dies gilt übrigens für Europäer und Ägypter! Kommunikation Zu guter Letzt noch die Sprachbarriere. Fehlende Kommunikation ist der Tod einer Partnerschaft, sogar einer Freundschaft. Die Touris kommen hierher und suchen sich Hotels und Ausflüge aus, bei denen sie deutsche Ansprechpartner haben. Viele Deutsche sprechen nur wenig Englisch. Es reicht nicht, um eine Reklamation an der Rezeption zu verfassen, aber um eine Ehe mit einem Ägypter einzugehen, Probleme zu lösen, Ziele zu definieren, Pläne zu schmieden, schon? Ich selbst kenne „Ehen“, welche sogar Kinder bekamen, die sich tatsächlich nur mit Hand- und Fuß verständigen konnten. Sorry, lächerlich. Ach ja, man heiratet hier, denn außerehelicher Sex ist verboten. Und wenn man dann seinen Urlaub mit seinem „Ehemann“ verbringen will, muss man schon einen Ehevertrag vorweisen. Auf die gesetzliche Ebene will ich jetzt jedoch gar nicht eingehen, nur auf die emotionale. Kulturelle Unterschiede Jeder dieser Punkte für sich allein ist, in meinen Augen, schon maßgeblich, dass diese ungleiche Partnerschaft zum Scheitern verurteilt ist. Natürlich ist eine Partnerschaft immer mit Kompromissen verbunden, jedoch nicht mit dem Aufgeben eigener Werte. Und da kommen dann noch die kulturellen Unterschiede zum tragen. Mal kurz einen Einblick, wie ägyptische Partnerschaften und Ehen funktionieren, wie die Mentalität der Ägypter normalerweise ist: Die Familie steht über allem. Die klassische Rollenverteilung wird noch groß geschrieben, da hier auch noch in mehreren Generationen zusammen gelebt wird. Die Söhne sind verantwortlich für die Eltern und Schwestern. Deshalb ist es auch wichtig, dass die Schwiegertochter passt. Oft ist der Ehemann wochenlang weg, da er wo anders arbeitet, als die Familie lebt. Natürlich ist dann die Ehefrau in der Obhut der Eltern. Egal, ob die Partnerin von den Eltern bestimmt wurde (ist auch heute noch in reichen Familien auf der ganzen Welt der Fall, es wird keine Frau geheiratet, die nicht dem Stand entspricht), oder er sich verliebt hat. Er braucht eine Wohnung, Arbeit und Mitgift. Er muss für die Frau sorgen können. Er soll mit ihr Kinder bekommen, denn Kinder sind die Zukunft und die Freude der Familie. KEINE ägyptische Familie wird eine Ehefrau akzeptieren, tollerieren oder sogar integrieren, die nicht den traditionellen Vorstellungen entspricht. Und bestimmt nicht die Frauen, die dem Alter der Schwiegermutter entsprechen! Jetzt kommt das AMIGA Syndrom Wer eine solche ungleiche Partnerschaft sieht und die europäische, ältere Frau darauf anspricht, der wird zur Antwort bekommen: Aber meiner ist ganz anders! Ihr Mann will kein Geld! Man bezahlt nur die Wohnung, in der man ja sowieso wohnt, vielleicht das Auto, weil man sich selbst nicht fahren traut, den Lebensunterhalt, denn man möchte das Fleisch vom Bestway, nicht vom Straßenmetzger. Die Familie nimmt einen mit offenen Armen auf! Dabei merkt sie gar nicht, dass die vermeintliche Schwester die Ehefrau ist und die Nichte die Tochter. Tatsächlich ist es inzwischen ein aktzepiertes Geschäft geworden. Manche Männer in Luxor bekommen gar keine ägyptische Frau mehr, wenn sie nicht mindestens eine Sugarmommy haben! Die Kinder bezeichnen die Frauen der älteren Brüdern als "das ist sein Visum!". Nochmal zur Erinnerung: es geht um ungleiche Partnerschaften , die ich einfach hier viel öfter erlebe als in Deutschland. Es geht nicht darum, wenn sich zwei aus verschiedenen Nationen verlieben und gemeinsam ein Leben aufbauen. Da hat man zwar noch den kulturellen Unterschied, den kann man jedoch mit der jungen Generation schon etwas ausgleichen. Da heißt es geben und nehmen. Aber Frauen über 50 werden schwer einen adäquaten Mann finden, denn der hat bereits seine Familie und es gibt für ihn keinen Grund, das aufzugeben. Übrigens, jetzt habe ich festgestellt, das dieses Amiga-Syndrom auch auf Männer oder Frauen übergeschwappt ist, die glauben, sie hätten einen ägyptischen Freund oder, die Steigerung davon, „Familie!“. Man kann genau die gleichen Kriterien zu Grunde legen und herauszufinden, ob es sich um eine Freundschaft handelt, oder eher einer freundschaftlichen Geschäftspartnerschaft. Bei Freunden ist es ausgeglichen. Wir laden die Ägypter mit ihren Partnern zu uns in die Wohnung ein, zeigen ihnen unsere Kultur, machen unser Essen und genauso nehmen wir ihre Einladung an. Und unseren deutschen Freunden zeigen wir Land und Leute zum Selbstkostenpreis, nicht zu Freundschaftspreis! Oder wir geben ihnen einfach unsere Kontakte! Das mache ich jedoch nur bei Ägyptern, die finanziell unabhängig sind. Bei jedem anderen lehne ich eine Einladung immer höflich ab, gebe natürlich für Ramadan, Hochzeiten oder ähnlichem ein großzügiges Geldgeschenk, möchte jedoch niemanden in Streß bringen, da sie alle wahnsinnig Gastfreundschaftlich sind und den Monatslohn für ein Abendessen ausgeben würden. Wie soll das bei Gästen im Hotel funktionieren? Erstens ist es für mich nicht nachvollziehbar, warum ich mit dem Kellner, Barmann oder Taxifahrer über mein persönliches Leben etwas preisgeben soll. Die Grenze von Dienstleistung und persönlich sollte nicht aus den Augen verloren werden. Da komme ich wieder mit dem Vergleich: Warum beginnt man nicht mit dem Pförtner aus dem Büro oder der Fleischfachverkäuferin vom EDEKA eine Freundschaft? Kennt ihr eigentlich deren Namen? Was ist da so anders in Ägypten? Der Unterschied ist, dass die Ägypter es einfach drauf haben, jemanden das Gefühl zu geben, man würde sich für die Person interessieren. Und die Gäste sind natürlich sehr interessiert daran zu sehen, wie außerhalb einer Hotelanlage gelebt wird. Die Ägypter zeigen ihren "Freunden" das Land, die Leute, gewährt Einblick in das Leben der Ägypter. Im Gegenzug bekommt man europäische Geschenke und etwas mehr Trinkgeld. Das ist vollkommen in Ordnung, solange man sich dessen bewusst ist! Denn die deutsche Mentalität ist berechenbar und die Ägypter kennen sie sehr gut. Man muss um nichts bitten, man bekommt es unaufgefordert und oft mehr, als man je verlangt hätte! Trinkgeld, Kleidung, Handys, Werkzeug und obendrauf noch die beliebte Schokolade. Solche Geschäftsmodelle, und nichts anderes ist das, funktionieren nur, wenn Menschen sozial ausgehungert sind. In einer Zeit,wo - mehr Single-Wohnungen als Mehrfamilienhäuser gebraucht werden, - man seine Freunde in den sozialen Medien sucht und vermeintlich findet - und der Frisör die beste Freund/in ersetzt, wird man immer empfänglicher für menschliche, reale Gefühle, die dann den Verstand ausschalten. Wenn ihr das Leben kennenlernen wollt, warum setzt ihr euch nicht mit dem Hotel-Manager hin und lernt ihn kennen? Das wäre auf gleicher Augenhöhe!