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Mit Kanonen auf Spatzen schießen

Astrid Stiefel • Nov. 08, 2022

Sehen wir nicht mehr das Wesentliche?

Die Inears ersetzen auf meinem Moped das Bluetooth System im Auto. Tatsächlich sind die Autopreise bei uns so rapid gestiegen, dass man die mit einer Mieterhöhung gar nicht kompensieren kann. Denn gerade, weil wir kleine Autos günstig vermieten, ist es eine Alternative zum Taxifahren. Doch jetzt müssten wir wirklich schon einen Sussuki S-presso, der sich kleinster SUV schimpfen darf, für 7000 LE vermieten, was vor 4 Jahren unser teuerstes Auto gekostet hat. Also behalten wir unsere Autos, lassen sie reparieren, soweit das möglich ist. Nein, natürlich wird hier jedes Auto wieder fahrbefreit gemacht. Nur die Ersatzteile, die sind ein Problem. Keine Ahnung, warum das Zeug von China so lange hier her braucht. Bringen die das zu Fuß? Oder schwimmend? Aktuell ist ein Fahrzeug seit 7 Monaten im Land der Ersatzteilsuchenden. Also, das ist der Grund, warum wir jedes Auto vermieten, und selber mit einem motorisiertem Zweirad rumgurken. 

Ich liebe es, die Kopfhörer aufzusetzen und das Handy auf volle Lautstärke zu drehen. Der Fahrtwind ist so laut, dass ich trotzdem auf der Schnellstraße, wo ich stadteinwärts 90 fahre, stadtauswärts, mit Rückenwind 110km/Std, nur den Bass hören kann. Onlineradio macht es möglich, in der Wüste zu fahren und die Nachrichten mit anschließendem Staumelder zu hören. Wisst ihr, wie geil das ist, auf einer Straße zu fahren, wo man maximal alle paar Kilometer ein Auto überholt und dann die Knotenpunkte in Deutschland hört? Und egal, wo man wohnt, einen Stau gibt es überall! Von A1 Lübeck-Hamburg über A 5 Kassel – Frankfurt bis hin zur A 10 Berliner Ring. Die meisten Erinnerungen habe ich persönlich an das Frankfurter Kreuz, wo ich gefühlt einige Jahre wartend verbracht habe. 

Die Nachrichten der letzten Tage haben mich dann auch ein bisschen zum Nachdenken gebracht. Da war der Besuch der Innenministerin Nancy Faeser in Katar, die Sicherheitsgarantien für die LGBTQ Comunity in einem Land verlangt, in dem außerehelicher Sex verboten ist und nur Sex zwischen Mann und Frau als normal gilt. Das ist die Meinung von vielen arabischen Ländern und deren Bürgern. Ich habe selbst im Deutschunterricht bei jungen Erwachsenen Ägyptern und Ägypterinnen diese Reaktionen erfahren, wenn erklärt wird, dass in Deutschland sexuellen Randgruppen sehr viel Gehör geschenkt wird und auch Gleichgeschlechtliche das Recht zur Hochzeit und zur Adoption für Kinder haben. Keinem Teilnehmer war diese Freiheit wichtig. Im Gegenteil, sie waren erschrocken und empfanden dies als falsch, ja als unnormal. 

Also, jetzt, zwei Wochen vor dem Start der Weltmeisterschaft in Katar macht man sich Sorgen darüber, ob Schwule ein Doppelzimmer buchen dürfen oder nicht? Ich frage mich schon, warum 2010 der Zuschlag nach Katar ging! Glaubte man wirklich, dass man ein grundsätzliches Umdenken innerhalb von 12 Jahren erreicht? Wo ist da eigentlich die viel besagte Toleranz gegenüber Andersdenkender? Oder ist das eine Einbahnstraße und alle haben sich dem öffnen der Kulturen und sexuellen Randgruppen anzupassen? Ist es nicht eher so, dass man sich vorher darüber hätte Gedanken machen müssen und jetzt die moralischen, ethischen und auch gesetzlichen Richtlinen zu akzeptieren hat, auch wenn man selbst anderer Auffassung ist? Homosexualität ist verboten. Und dieses Gesetzt, so ist meines Erachtens die Forderung, sollte während der Fußballweltmeisterschaft für Besucher „auf Eis“ gelegt werden? Ist das eigentlich ein so wichtiger Punkt, dass man diesen kurz vor dem Startschuss thematisieren muss? Mir wird das Gefühl vermittelt, dass zu dieser Meisterschaft überwiegend Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und „Queer“, was immer das ist, zu Besuch kommen wollen. HALLO! Sollte das eine oder andere Paar dabei sein, was in Katar nicht öffentlich akzeptiert wird, dann bucht man eben zwei Einzelzimmer, fertig. Und man muss ja seine Sexualität nicht in der Öffentlichkeit ausleben. 
Aber dafür eine Delegation aus Deutschland zu schicken, die mit den Forderungen auch noch das Gastland verärgert, das nenne ich: „Mit Kanonen auf Spatzen schießen“. 

Ach ja und dann war da noch der Kneipenbesitzer, der stolz in die Kamera sagt, dass er lieber auf Umsatz verzichtet, als die Spiele zu übertragen. Respekt! Na, wer die letzten beiden Jahre überlebt hat, dem macht eine weitere Umsatzeinbuße nichts aus. 

Mein Gott ist es schön in einem Land zu leben, wo sich die Welt ein bisschen langsamer dreht. Ach ja, wir sind ja jetzt auch im Mittelpunkt. Denn auch die Politiker haben festgestellt, dass es nicht viele Länder gibt, in denen es im November noch angenehme Temperaturen hat, man ein gutes Preis-Leistungsverhältnis bekommt um 14 Tage Klimapolitik zu verhandeln und etwa 30.000 Gäste unterbringen muss. 

Ägypten hat nicht so große Ziele, wie man es sich vorstellt. Und schon wird gleich auf das Gastgeberland mit dem Finger gezeigt. Immerhin trägt Ägypten mit sage und schreibe 0,6% (!) zu den weltweiten Treibhausemissionen bei, da muss man schon gewaltig die Zielsetzung verfolgen. 

Was machen eigentlich China, USA und die EU mit ihren Zielsetzungen? Gemeinsam sind sie für über die Hälfte der Emissionen verantwortlich! 

Wieder wird der Schauplatz auf eine Nebenbühne geleitet. Haben wir verlernt, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren? 

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